Der Dezember-Bossi-Forschungstrip musste wegen Schlechtwetter und Grippe abgesagt werden. Alessandros Trip nach Valstagna fiel wegen Schneeregen und Tauwetter ebenfalls ins Wasser. Als Alessandro am 27. Dezember dann auch noch mit seiner Frau und Skiausrüstung vor dem geschlossenen Skilift im schönen Valsassina steht kommt er auf die hervorragende Idee, mal bei der um die Ecke (in der Gegend von Barzio) liegenden Quelle „Lacca della Bobbia“ vorbeizuschauen. Na so was, idealer Wasserstand und glasklar!

Kurzerhand zum Telefon gegriffen, mich (Hubert) angerufen und da ich grad meine Weihnachtsgrippe überstanden habe sind die Pläne für den 28. Dezember schnell geschmiedet.

Die Lacca della Bobbia ist eine wunderschöne Sidemount-Höhle, die bislang durch die Taucher des CAI Lecco (unter anderem G. Casati) in 6 Siphons erforscht wurde. Im Siphon 6 wurde bislang keine Fortsetzung gefunden.

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Beschreibung der Sumps:

S1: Tiefe 3 m, Länge 50 m

S2: Tiefe 12 m, Länge 100 m

S3: Tiefe 10 m, Länge 50 m

S4: Tiefe ? m (wenige m), Länge ? m (kurz, wenige m)

S5: Tiefe 25 m, Länge 120 m

S6: Tiefe ? m, Länge 20 m, danach keine Fortsetzung gefunden, trübt sehr stark ein

Übergang S1 zu S2: Absolute Plackerei in einer schrägen Spalte. Es sind schräge Hölzer eingekeilt damit man nicht runter fällt. Unten ist die Spalte 10 cm breit und es donnert das Wasser durch. Durch die Spalte führt ein Drahtseil, an dem man sich erstens festhalten und zweitens die Flaschen anhängen und durchschieben kann. Gratistipp: Seilrolle mitnehmen, ansonsten ist’s echt anstrengend. Nach 70 m enger Rutscherei geht es ca. 3 m fast senkrecht runter zum See des S2.

Übergang S2 zu S3: einen 5 m grossen See durchschwimmen (deutlich angenehmer als von S1 nach S2)

Übergang S3 zu S4: sehr schöne Trockenhöhle mit einigen Abgängen, drei glasklare Seen mit UW-Fortsetzung die angeblich alle zugehen bzw. loops sind. Insgesamt etwa 500 m zu Laufen bis zum S4, an einigen Stellen ist es mit dem Trocki wegen dem Lehm recht rutschig.

Übergang S4 zu S5: eine anscheinend sehr anstrengende Schwelle muss gegen einen Wasserfall bezwungen werden. Danach sind etwa 150 m Trocken/ Halbtrockenhöhle mit einigen engen Stellen zu bewältigen.

Übergang S5 zu S6: Hier habe ich keine Angaben gefunden, scheint also nicht so schlimm zu sein.

Am 28. Dezember geht es also früh aus den Federn. Erst zu Alessandro (in der Gegend von Lecco zu Hause), dann weiter nach Valsassina. Angekommen erinnert der Weg stark an die Sovaglia, nur dass dazu auch noch Schnee liegt. Zum Glück sind meine frisch von der Feuerwehr abgestaubten 4 Liter Flaschen nicht so schwer und liegen bald zusammen mit dem von Dani Wyss gemachten Razor Rig und dem Helm beim Eingang. Alessandro entscheidet sich für die Variante Flaschen im Schleifsack, was allerdings unter Wasser einige Male in den Gängen ansteht.

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Ziel der heutigen Tour sind die Siphons 1 bis 3 sowie ein kurzer Abstecher im Trockenteil.

Der Spass im Siphon 1 ist schnell vorbei, trotz ungewöhnlich starker Gegenströmung (an einigen Stellen kommt man nur mit Ziehen vorwärts) sind wir bald in der Trockenstrecke Richtung S2. Damit der Ausstieg nicht zu einfach wird hat es das Seil das nach oben führt zerfetzt. 1.5 m Ausstieg gegen einen Wasserfall kann in die Knochen gehen und sind vor Allem für mich blöd, weil ich erst noch unten warten muss bis Alessandro raus ist.

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Dann geht die Plackerei erst richtig los. 70 m Mäander scheinen auf den ersten Blick nicht so lang, aber wenn der Sauhund eng ist und man die Füsse auf rutschigen Holzblöcken hat bzw. gespreizt gegen die Felswände, dabei zwei Tauchflaschen und die Flossen am Drahtseil vor sich herschiebt und zudem noch im Trocki steckt kommt man mit einer grad auskurierten Grippe halt doch ins Schwitzen. Hinten angekommen, wie soll es anders sein ist auch das Abstiegsseil im Eimer. Alessandro ist zwar schon unten aber bevor ich auch runter steige und wir dann feststellen dass wir auf dem Rückweg nicht mehr hochkommen flicke ich doch lieber erstmal das Seil. Insgesamt sind knapp 30 Minuten vergangen in diesem trockenen Mäander.

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Endlich beim Siphon 2 angekommen. Razor Rig an, Flaschen angeklippt, weiter. Ungewöhnlich glasklar ist das Wasser, nach etwa 20 m ist aber die Leine gerissen. Spool ausgepackt, geflickt, weiter geht’s. Viel zu schnell kommt das Ende von S2, wir tauchen in einer kleinen Halle auf. Nach kurzem OK geht es direkt weiter durch den S3. Dieser ist der schönste von allen. Nur knapp 8 m tief, mehrfach gewunden, glasklar, kurz vor der Auftauchstelle gäbe es noch einen Abzweiger.

Der Ausstieg nach dem S3 gestaltet sich als nicht ganz so einfach, es hat wieder recht Gegenströmung und es sind einige grosse Blöcke zu bezwingen. Ich vollbringe die Heldentat, eine Flosse in eine Felsspalte fallen zu lassen, bravo. Zum Glück sind sowohl Alessandro als auch ich erfahrene Angler und aus einem Karabiner, einem snoopy-loop und dem Notfallspool wird eine Angel gebastelt, mit der wir nach einigen Versuchen tatsächlich den Fersenriemen zu fassen bekommen und die Flosse wieder rausziehen. Glück gehabt, bei der Strömung hätte es mich sonst aber auch mit nur einer Flosse zum Ausgang geblasen.

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Alles beisammen und sicher verstaut geht es ans Geniessen des Trockenteils. Wunderschöne Felsformationen, einige Abzweiger, einige sehr schöne Seen mit offensichtlichen Gängen, vielleicht verbindet ja einer davon den Abzweiger im S3. Nach einiger Sucherei finden wir schliesslich einen länglichen See an dessen Ende eine Caveline in der Tiefe verschwindet. Backupmaske auf, reinschaun, sicher grad 5 m tief runter. Juhu, S4 gefunden.

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Noch ein paar Fotos und dann geht es an den Rückweg. Mit der Strömung im Nacken geht es fast zu schnell, im Handumdrehen sind wir wieder in dem stressigen Mäander, diesmal zum Glück bergab, aber immer noch anstrengend genug. Im Siphon 1 gibt es noch eine weitere Auftauschstelle die mit wunderschönem Sinter dekoriert ist. Dazu gäbe es noch einige recht enge Spalten in die ich mich überall mal reinzwänge. In einer komme ich sogar auf bis zu – 0.2 m, aber fürs Auftauchen ist mein kluger Kopf zu gross.

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Nach gut 3 Stunden sind wir letzen Endes wieder unter klarstem Himmel draussen, geniessen die letzten Sonnenstrahlen und schleppen unser Zeug zum Auto.

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Hubert

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