Nachdem ich an Weihnachten zusammen mit Alessandro eine tollen Spassaktion in Sump 1 bis 3 hatte, wollten wir zurückkehren und Sump 4, evtl. auch Sump 5 zu betauchen. Ich hatte zudem beschlossen, die Passage zwischen Sump 1 und 2 vernünftig einzurichten. Die obere Aufhängung des Traversengeländers bestand aus einem rostigen, fast völlig aufgebogenem Baustellenzaunhaken. Sollte dieser nachgeben fiele man entweder zwei Meter tief in eine unten zugehende Spalte oder vier Meter tief in den Sump 2. Zudem waren alle Seile stark ausgefranst, einige Seile waren normale Baumarktware, es war also Handlungsbedarf.

Am 21. Mai reisten wir an und schleppten zunächst alles Material nach oben. Ich hatte eine Mono 4 für Sump 1, eine Mono 7 für Sump 2 und 3 sowie zwei Mono 6 für die Sumps 4 und 5. Alessandro hatte eine ähnliche Gasmenge dabei in etwas anderer Verteilung.

Am Eingang angekommen zeigte siche in ungewöhnlich tiefer Wasserstand. Oh je, damit war die Schlepperei gleich um einiges schwerer, da kurz vor der Trockenpassage ein Felsblock im Wasser liegt, der bei normalem Wasserstand überschwommen werden kann.

Nach der kurzen Tauchstrecke also sofort Plackerei. Als erstes ersetze ich das Seil welches für den Aufstieg zu den berüchtigten Holztritten dient. Das alte Sei l ist völlig zerfranst und sogar direkt ohne Karabiner in das scharfkantige Plättli eingeschlauft. Ein paar Minuten später und mit Einsatz von etwa 4 m Seil und einem Karabiner sieht der Aufstieg gleich einladender aus. Noch ein paar praktische Schlaufen für das Material im Wasser und schon kann es weiter gehen.

Alessandro kommt mittlerweile vom ersten Materialtransport zurück. Nun geht es zu zweit an die Traverse. Oben angekommen packe ich den Spitsetzer aus und setze einen Spit so, dass ich dann das Drahtseil mit einem Maillon Rapid einhängen kann, ohne dass die Spannung verloren geht. Der ideale Punkt für den Spit liegt nicht gerade bequem und der Fels ist hart wie Granit. Bevor das Loch tief genug ist hat der erste Spit keine Zähne mehr, also nehme ich einen neuen. Irgendwann ist Spit gesetzt, das Geländer aufgehängt und der alte rostige Haken abgeschraubt. Der kommt als Souvenir mit nach Hause 😉

Alessandro hat in der Zwischenzeit das restliche Material zum Sump 2 gebracht. Da wir noch Seil übrig haben richten wir auch den rutschigen Abstieg zum Sump 2 noch sauber ein. Die alten verlotterten Seile packen wir ein um nicht unnütz Material in der Höhle liegen zu lassen.

Nach gut drei Stunden und getaner Arbeit sind wir wieder draussen, wo gerade ein unangekündigtes Gewitter niedergeht. Ein wenig mehr Wasser würde generell nicht schaden, die Höhle reagiert jedoch diesmal nicht auf diesen Niederschlag.

Nach einem gemütlichen Abend sind wir am nächsten Morgen gegen 9 an der Quelle. Das Material ist bereits oben, somit ist der Start recht entspannt. Sump 1 in wenigen Minuten, die Traverse ohne Material, schwupps sitzen wir grinsend im Sump 2. Sump 2 und 3 sind ebenfalls in kurzer Zeit überwunden, obwohl einige der Restrictions mit drei Flaschen ziemlich knifflig sind. Und schon befinden wir uns im schönen Trockenteil.

Wir lassen die Tanks am ersten Abzweiger liegen und machen uns auf die Suche nach Sump 4. Die Suche gestaltet sich als recht schwierig, weil der markante Wasserfall trocken ist. Das Telefonkabel verschwindet über Kopf in einem ohne Vertikalmaterial nicht bezwingbaren Aufstieg.

Wir suchen erst eine Halle erfolglos ab, weil wir einer angespülten Caveline folgen, dann finde ich die Stelle aber. Der Wasserstand im Sump 4 ist knietief, wir waten hindurch und legen aber gleich eine neue Caveline fürs nächste Mal.

Nun geht es nur mit den Trockies an die anstrengende Passage zu Sump 5. Schon wieder ein enger Mäander, eine Art unten zugehende Kluft. Teilweise über 5 Meter hoch. Alles frei zu klettern, teilweise am Limit. Aus dem “Erlebnisbericht” einer italienischen Gruppe erfährt man, dass hier einer der Taucher 4 m Tief in eine Spalte gerutscht ist und zum Glück unverletzt geborgen werden konnte. Zudem hat es noch einige Schleifstellen, welche dem Trocki wirklich gar nichts schenken.

Das Telefonkabel begleitet uns mittlerweile wieder, der zuvor gesehene Schacht ist also ein bypass zum Sump 4, interessant zu wissen. Irgendwann stehen wir vor einem traumhaft schönen ca. 20 m langem Höhlensee, auf dessen Boden sich majestätisch ein Gang eröffnet. Sinter überall, ein wirklich wunderschöner Fleck.

Obwohl der Anblick zu verlockend ist entschliessen wir uns für ein Picknick, gefolgt von einem erweiterten Rundgang im Trockenteil und dem anschliessendem Rückzug.

Beim nächsten Mal, vorzugsweise im Sommer, kommen wir mit Nassanzügen, Schlaz und Kletterausrüstung. Das ist sowohl sicherer als auch stressfreier. Zudem werden wir die Passage an ein oder zwei Stellen mit einem Geländer sichern.

Auf dem Rückweg erkunden wir noch das alte Biwak sowie eine Seitenhalle mit ebenfalls mehreren Höhlenseen. In einem gibt es Leinenreste, also macht sich Alessandro auf zu einem kurzen Ceckdive. 10 Minuten später ist er grinsend zurück…klein aber oho.

Nun geht es an den Rückweg. Aufgrund der Materialmenge ist dieser etwas strapaziöser. Der letzte Holztritt versagt mir unter den Füssen, und verschwindet im strömenden Wasser. Zum Gück hat es ja nun eine anständige Seilsicherung, sonst wäre ich an dieser Stelle mitsamtz dem Holzklotz in die Spalte runtergefallen.

Die Lacca della Bobbia hat neben all den Strapazen einen gewaltigen Spassfaktor, wir kommen wieder.

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Die alte Aufhängung des Geländers verziert nun meine Terasse zu Hause

Hubert Zistler