Nachdem Sardinien tauchtechnisch eher ins Wasser gefallen ist freue ich mich, endlich die Pertusio Quelle kennenzulernen. Aus dieser Quelle entspringt in der Nähe von Acquacalda auf 1830 müNN der grosse Tessiner Fluss Brenno.
Die Schotterzufahrt die zur Quelle führt ist privat, es herrscht Zufahrtsverbot. Wenn man mit dem Besitzer spricht ist ein Befahren aber im Allgemeinen möglich. Es gehört sich dann auch, Ihm etwas von seinem selbst produzierten (leckeren!) Käse abzukaufen.
Wir treffen uns also am Samstag 14.05.2011 gegen Mittag bei Nieselregen und eisigen Temperaturen vor der Quelle. Mit dabei sind Oski und Mario von cavediving.ch.
Oski und Mario waren am Vormittag schon tauchen, nun gehen Mario und ich ans Werk. Ich will eigentlich nur mal die berüchtigte Eingangsengstelle anschauen und dann noch eine Runde drehen. Wenn möglich bis zum “T”. Nach kurzem Briefing wird angerödelt. Sidemount, zwei 6er sowie eine 4er in der Hand. Die 4er bleibt in der Nähe vom Engnis.
Bäuchlings im Fluss liegend gehts los. Das Wasser hat tatsächlich nur 4 Grad und mit der relative saftigen Strömung bügelt es mir die Lachfalten weg als hätte ich Botox gespritzt. Brrrrrr…..Und die löchrigen Neoprenhandschuhe sollten auch mal ausgewechselt werden.
Mit dem Gesicht im Kies und dem Rücken am Fels gehts durchs erste Egnis. Dahinter ist gleich eine Luftglocke die gerade reicht um den Kopf aus dem Wasser zu haben. Dahinter beginnt der Gangverlauf mit einem markanten Rechtsknick. Wunderschönes weisses Gestein, überwiegend Dolomia, welches sich langsamer auflöst als Kalk. Durch die Erosion sieht es teilweise aus wie geschliffener Marmor. Bei glasklarem und eiskaltem Wasser, gigantisch!
Nach wenigen Metern kommt die “echte” Engstelle. Sie ist tatsächlich nicht sehr geräumig: auf ca 2 m Länge ist der Gang sehr nieder und mit vielen verwinkelten Felsvorsprüngen. Die Breite ist kein Problem, über 1 Meter. Satter Felskontakt oben und unten, drehen unmöglich. Also etwas würgen und man ist durch. Dahinter geht es mit moderaten Dimensionen, sehr schönen Stufen und einigen Biegungen stetig weiter bis zum “T”. Dort macht der Hauptgang einen markanten Rechtsknick, es ginge auch geradeaus weiter.
Für heute sol l es gut sein, Rückzug. Es hat einiges an Perculation, an einigen Stellen ist die Sicht unter 1 Meter. Das Hauptengnis ist auf dem Rückweg relativ tricky, weil es etwas nach unten geht und man nicht gut nach vorne sieht. Die aufgewirbelte Perculation löst sich zum Glück in der Strömung relativ einfach wieder auf, jedoch habe ich dort maximal 50 cm Sicht.
Kurz danach strampel wir nach einem absolut gelungenem Dive wieder wie zwei gestrandete Krabben im Flussbett. Wiederholungsfaktor: gross.
Hubert am Einstieg, Mario beim Anrödeln
Gesicht in den Kies und ab gehts
Hubert Zistler